Inconuen

Du, was ist los?

Muss erstmal Luft holen.

Alles klar. Dann mach das mal. Bis später.

Ok, geht schon wieder.

Das ging schnell. Ich habe nicht mal bemerkt, dass du überhaupt weg gewesen bist.

Ja, das macht mir so schnell keiner nach.

Machst du das öfter?

Was meinst du? Luft holen?

Nein, dich mit einer derartigen Geschwindigkeit zu bewegen, dass es keiner mitbekommt.

Ich war ja nicht weit weg.

Tatsächlich?

Natürlich nicht, denn Luft gibt es schließlich überall.

Stimmt. Wie weit warst du denn weg?

Eigentlich war ich gar nicht weg.

Und auch das habe ich nicht bemerkt. Unglaublich! Heute entgeht mir ja so einiges. Wie konnte mir nur entgehen, dass du gar nicht weg warst? Dabei war ich doch bis gerade eben noch der Meinung, dass ich nicht bemerkt habe, dass du weg warst. Wie soll das denn möglich sein? Es kann doch nicht beides zugleich wahr sein? Das ist eindeutig ein logischer Widerspruch!

Bist du sicher? Nicht dass das eine von diesen Paradoxien ist. Die können sehr gefährlich werden!

Und was sollen wir jetzt tun?

Lass uns die Aussagen nochmal durchgehen. Als erstes hast du gesagt, dass du nicht bemerkt hast, dass ich weg war. Du hast also bemerkt, dass ich da war.

Stimmt auffällig.

Und dann hast du gesagt, dass du nicht bemerkt hast, dass ich nicht weg war. Du hast demnach bemerkt, dass ich weg war, bzw. du hast bemerkt, dass ich nicht da war.

Da bin ich mir jetzt nicht so sicher, denn ich habe ja gar nicht bemerkt, dass du nicht da, bzw. weg warst.

Sehr gut. Dann war das eine falsche Aussage und die erste war die richtige. Nochmal Glück gehabt, kein Paradoxon.

Nur nochmal für mich, denn irgendwie habe ich den Faden verloren. Was war nochmal die richtige Aussage?

Die erste. Nämlich, dass du bemerkt hast, dass ich da war.

Ich denke, du warst Luft holen?

War ich auch, nur ohne wegzugehen. Ich denke, das haben wir nun zweifelsfrei bewiesen.

Ok, wenn die Logik sagt, dass du nicht weg warst, dann will ich ihr das glauben. Denn Logik irrt sich doch nicht, oder? 

 

 

Hey, Hankman! Was liest du da?

Absätze, Hauptsätze, Nebensätze. So das ganze Zeugs eben.

Geht es um Grammatik?

Ja, vermutlich geht es auch um Grammatik. Die Satzstruktur scheint mir tatsächlich grammatikalischer Natur zu sein. Sagt man das so? Dieses Rätsel wurde im Buch noch nicht gelöst. Vielleicht muss ich einfach weiterlesen. Möglicherweise ergibt sich dann eine Antwort auf die Frage, warum es in diesem Buch so verdammt grammatikalisch zugeht. War mir am Anfang gar nicht so bewusst. Ist ja schon ganz geschickt gemacht, dass man das nicht sofort merkt, aber irgendwann fällt es eben auf. Selbst mir. Vermutlich wird das Rätsel erst ganz am Ende des Buches aufgelöst werden. Bis dahin muss ich mich weiter durch diesen Wust grammatikalischer Konstruktionen kämpfen. Aber du kennst mich. Habe ich etwas angefangen, dann gibt es kein zurück. Und ja, irgendwie fasziniert es mich auch. Obwohl es mir manchmal so vorkommt, als wären bestimmte grammatikalische Konstruktionen schon vorher mal dagewesen. Bin ja nicht so der Fan von Wiederholungen, aber der Schreiber wird sich schon was dabei gedacht haben. Und fesselnd ist es schon irgendwie. Ich denke, ich kann es durchaus empfehlen.

 

 

 

Während der Bär so auf seiner Nase dahinrutschte, führte der Nachbar ein weiteres Gespräch mit seiner, meiner und deiner. Es ging wie immer um Folgendes und Vorausgegangenes. „Werden Sie doch konkreter!“ Doch stellte weder der Kreter noch der Kon-Kreter sein Wissen zur Verfügung. Ein Blick aufs Dach genügte völlig, um den Zusammenhang von Nase und Lauch zu begreifen. „Bis zum Sonnenuntergang und keinen Schritt weiter!“ Fortgeschritten war lediglich die Art der Gesprächsführung.  Warum auch nicht? Als hätte man solches nicht schon erlebt auf den vielen Reisen, die immer nur nachts durchgeführt wurden, um ja nichts zu verpassen. „Und vergiss den Bären nicht!“ Wie könnte er das? Vor der Morgendämmerung sollte es erledigt sein, um Komplikationen zu vermeiden.